24. Februar: "Der goldene Schlüssel"

Zur Winterszeit, als einmal ein tiefer Schnee lag, mußte ein armer Junge hinausgehen und Holz auf einem Schlitten holen. Wie er es nun zusammengesucht und aufgeladen hatte, wollte er, weil er so erfroren war, noch nicht nach Haus gehen, sondern erst Feuer anmachen und sich ein bißchen wärmen. Da scharrte er den Schnee weg, und wie er so den Erdboden aufräumte, fand er einen kleinen goldenen Schlüssel. Nun glaubte er, wo der Schlüssel wäre, müßte auch das Schloß dazu sein, grub in der Erde und fand ein eisernes Kästchen. »Wenn der Schlüssel nur paßt!« dachte er. »Es sind gewiß kostbare Sachen in dem Kästchen. « Er suchte, aber es war kein Schlüsselloch da, endlich entdeckte er eins, aber so klein, daß man es kaum sehen konnte. Er probierte, und der Schlüssel paßte glücklich. Da drehte er einmal herum, und das Kästchen öffnete sich mit einem Knall.  Der Junge spähte hinein, und da sah er einen kleinen Wollknäuel sah.  Er war schmutzig und schwartz und als er ihn anfaßte, fühlte sich sehr kratzig an.  Der Ball sah nicht sehr besonders aus, aber der Junge nahm ihn noch mit.  Er steckte die Wolle in seine Tasche, löschte sein Feuer und zog das Holz auf seinem Schlitten nach Hause.  Als er zu Hause kam, saß seine Mutter in der Ecke und strickte eine Socke.

Malerei von Orson P. Willmott

„Mama,“ sagte der Junge, „Ich habe diese Wolle im Wald gefunden.“
„Ja?“ fragte die Mutter.  „Vielleicht kannst du sie benutzen, um einen neuen Schal zu machen.“
Er stellte mehr Holz zum Feuer, saß mit seiner Mutter in der Ecke und hielt seine stricknadeln.  Für drei Stunden strickte er einen neuen Schal, aber die Größe des Wollknäuels blieb gleich.  Er strickte noch einen anderen Schal, und einen anderen, und einen anderen, aber die Wolle schrumpfte nie!
Am dritten Tag bemerkte der Junge, dass etwas nicht stimmte.  „Mama!“ schrie er.  „Die Größe der Wolle ändert sich nicht!  Ich habe sieben Schals gestrickt, aber der Wollknäuel ist nur, wie ich ihn gefunden habe.“
„Ach!  Mein Gott!“  Die Mutter nahm die Wolle und überprüfte sie.
„Ich werde von diesem Ende stricken und du von der Mitte, und zusammen können wir die ganze Sache benutzen.“
Malerei von Eugene de Blaas

Mutter und Sohn strickten jeden Tag für eine ganze Woche.  Sie aßen nicht; sie schliefen nicht; sie strickten und strickten.  Am Ende der Woche machten sie Schals, Mützen, und Handschuhe genug für die ganze Stadt, aber die Wolle blieb noch gleich.

Für ihr ganzes Leben strickten Mutter und Sohn, und die ganze Stadt war warm mit ihrer neuen Kleidung.  Als die Mutter des Jungen starb, war er so traurig, dass er die Zauberwolle wieder in das Kästchen legte und begrub sie im Wald damit für einen anderer Junge sie findet.

(Ein "Extra Credit" Video kommt bald).

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