Zur Winterszeit, als einmal ein tiefer Schnee lag, mußte
ein armer Junge hinausgehen und Holz auf einem Schlitten holen. Wie er es nun
zusammengesucht und aufgeladen hatte, wollte er, weil er so erfroren war, noch
nicht nach Haus gehen, sondern erst Feuer anmachen und sich ein bißchen wärmen.
Da scharrte er den Schnee weg, und wie er so den Erdboden aufräumte, fand er
einen kleinen goldenen Schlüssel. Nun glaubte er, wo der Schlüssel wäre, müßte
auch das Schloß dazu sein, grub in der Erde und fand ein eisernes Kästchen.
»Wenn der Schlüssel nur paßt!« dachte er. »Es sind gewiß kostbare Sachen in dem
Kästchen. « Er suchte, aber es war kein Schlüsselloch da, endlich entdeckte er
eins, aber so klein, daß man es kaum sehen konnte. Er probierte, und der
Schlüssel paßte glücklich. Da drehte er einmal herum, und das Kästchen öffnete sich mit einem Knall. Der Junge spähte hinein, und da sah er einen
kleinen Wollknäuel sah. Er war schmutzig
und schwartz und als er ihn anfaßte, fühlte sich sehr kratzig an. Der Ball sah nicht sehr besonders aus, aber
der Junge nahm ihn noch mit. Er steckte
die Wolle in seine Tasche, löschte sein Feuer und zog das Holz auf seinem
Schlitten nach Hause. Als er zu Hause
kam, saß seine Mutter in der Ecke und strickte eine Socke.
Malerei von Orson P. Willmott
„Mama,“ sagte der Junge, „Ich habe diese Wolle im Wald
gefunden.“
„Ja?“ fragte die Mutter.
„Vielleicht kannst du sie benutzen, um einen neuen Schal zu machen.“
Er stellte mehr Holz zum Feuer, saß mit seiner Mutter in
der Ecke und hielt seine stricknadeln.
Für drei Stunden strickte er einen neuen Schal, aber die Größe des Wollknäuels
blieb gleich. Er strickte noch einen
anderen Schal, und einen anderen, und einen anderen, aber die Wolle schrumpfte
nie!
Am dritten Tag bemerkte der Junge, dass etwas nicht
stimmte. „Mama!“ schrie er. „Die Größe der Wolle ändert sich nicht! Ich habe sieben Schals gestrickt, aber der
Wollknäuel ist nur, wie ich ihn gefunden habe.“
„Ach! Mein
Gott!“ Die Mutter nahm die Wolle und überprüfte
sie.
„Ich werde von diesem Ende stricken und du von der Mitte,
und zusammen können wir die ganze Sache benutzen.“
Malerei von Eugene de Blaas
Mutter und Sohn strickten jeden Tag für eine ganze
Woche. Sie aßen nicht; sie schliefen
nicht; sie strickten und strickten. Am
Ende der Woche machten sie Schals, Mützen, und Handschuhe genug für die ganze
Stadt, aber die Wolle blieb noch gleich.
Für ihr ganzes Leben strickten Mutter und Sohn, und die
ganze Stadt war warm mit ihrer neuen Kleidung.
Als die Mutter des Jungen starb, war er so traurig, dass er die
Zauberwolle wieder in das Kästchen legte und begrub sie im Wald damit für einen
anderer Junge sie findet.
(Ein "Extra Credit" Video kommt bald).
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